Erkunde das Steinkammergrab und den Menhir der Dolmengöttin interaktiv. Hinter jedem Klickpunkt verbergen sich Zusatzinformationen und Einblicke in die Ausgrabung von 1987.
Am westlichen Ende der Steinkammer stießen die Ausgräber auf ein besonderes Objekt, für das Archäologen bis heute keine hinlängliche Erklärung haben: Eine kleine Stele aus rotem Sandstein war genau in der Kammermitte in den anstehenden Lössboden eingetieft und mit Kalksteinplatten verkeilt worden. Die 61 cm hohe Stele grenzte unmittelbar an das Pflaster des Kammerbodens.
Bislang ist unklar, welche Funktion und Bedeutung die Stele gehabt haben könnte. Aus der Architektur des Steinkammergrabes lässt sich keine statische Funktion ableiten: Denn die Oberkante der Stele schloss fast bündig mit dem Plattenpflaster ab. Da der westliche Bereich des Kammergrabes durch Feld- und Pflugarbeiten bereit stark gestört war, könnte die rote Miniaturstele ursprünglich vielleicht größer gewesen sein. Auch eine absichtliche Zerstörung wäre denkbar. Besonders von den Menschen der Schnurkeramik-Kultur sind derartige Praktiken mehrfach belegt. Auch im Fundmaterial fanden sich Fragmente von rotem Sandstein, die eine solche These stützen könnten.
Die rote Farbe und das Material der kleinen Stele (Sandstein) korrespondieren auffällig mit der bereits antik gebrochenen roten Sandsteinplatte der nördlichen Kammerwand, auf der auch der Menhir der Dolmengöttin auflag. Möglicherweise haben wir es hier mit besonderen Bereichen des Grabes zu tun, die entsprechend durch besondere Baumaterialien gekennzeichnet waren.
Das Steinkammergrab von Langeneichstädt weist eine bauliche Besonderheit auf, die nur selten an anderen Gräbern beobachtet wurde: Eine Dichtmasse aus feinem grauen Ton. Da die Steinplatten keine geraden Seiten aufweisen, schließen sie nicht bündig Kante an Kante ab. Es entstanden Zwischenräume, die man mit Ton und kleinen Kalksteinen verstrich. Die Grabkammer war somit vollständig versiegelt und vor Wind und Wetter geschützt. Auch Höhenunterschiede des Untergrundes glich man auf diese Art aus.
Die rote Sandsteinplatte unterscheidet sich nicht nur farblich von den übrigen Steinplatten. Sie war offenbar bereits in vorgeschichtlicher Zeit in zwei Teile zerbrochen, aber trotzdem wiederverwendet worden. Zwei kleine Holzpfosten im Inneren der Grabkammer dienten zur Stabilisierung der gebrochenen Platte. Im Befund lässt sich diese Konstruktion nur noch anhand der beiden Pfostenlöcher ablesen, die zur Stabilisierung der Holzpfosten mit kleinen Steinplatten verkeilt waren.
Die Grabkammer war mit einem Bodenpflaster aus dünnen Kalksteinplatten ausgekleidet. Bei den Ausgrabungen wurden insgesamt fünf Lagen des Pflasters beobachtet. Über dem Plattenpflaster lag ein Gipsestrichboden, der Einschlüsse von Holzkohle, Kieseln und zum Teil roten Muschelkalkbrocken enthielt.
Es wird angenommen, dass das Grab über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten immer wieder komplett beräumt und neu belegt wurde. In diesem Zusammenhang wurde offenbar auch ein neuer Fußboden direkt über dem alten Laufhorizont eingebracht. In den Zwischenräumen der Platten fand sich sehr kleinteiliges Fundmaterial, das bei den wiederkehrenden Räumungen des Grabes wohl unbemerkt in die kleinen Ritzen rutschte.
Der Eingang zum Kammergrab ist genau nach Westen ausgerichtet. Die Ausgräber vermuten, dass hier ursprünglich ein von der Hauptkammer abgetrennter Raum existierte, der westlich an das 4. Seitensteinpaar ansetzte. Dieser Teil des Grabes war jedoch zum Zeitpunkt der Ausgrabung bereits stark gestört und nur noch unvollständig erhalten. Die Interpretation der Befunde ist daher besonders schwierig.
Gut erkennbar war die noch aufrecht stehende Verschlussplatte. Sie ruhte auf einem Steinfundament und war mit kleinen Steinen im Boden verkeilt. Unmittelbar vor dem Eingang lag eine trapezförmige Kalksteinplatte, die als "Trittstein" oder Schwelle interpretiert wird.
Der Großteil des archäologischen Fundmaterials stammt aus dem Eingangsbereich. Es handelt sich dabei vor allem um stark zerscherbte Keramik. Diese Funde sind möglicherweise Zeugnisse der mehrfachen Ausräumung der Grabkammer. Auch könnten sie mit rituellen Handlungen im Kontext des Totengedenkens wie Leichenschmaus oder Trankopfer stehen.
Die trapezförmige Kalksteinplatte wurde offenbar bewusst und äußerst sorgfältig vor den Eingangsbereich des Kammergrabes platziert. Sie lag auf einer zuvor aufgebrachten Schicht aus grauem Ton, der auch an anderen Stellen des Kammergrabes zum Ausgleichen von Unebenheiten oder zum Schließen von Fugen genutzt wurde. Die Platte wird als „Trittstein“ bzw. als Schwelle zum Eingangsbereich des Großsteingrabes interpretiert.
Die Verschlussplatte gehörte zu einer Konstruktion, die die Grabkammer am westlichen Ende bogenförmig umschloss. Die senkrecht stehende Kalksteinplatte war mit kleinen Steinen im Boden verkeilt und hatte ein eigenes Steinfundament. Die nach innen weisende Seite grenzt an einen mit Kalksteinen gepflasterten Vorraum, der von der eigentlichen Grabkammer abgetrennt war.
Nachdem das Kammergrab errichtet worden war, dichtete man die Anlage mithilfe von Ton ab. Anschließend verfüllte man die verbliebenen Zwischenräume der Baugrube mit Löss und deckte das gesamte Grab mit einer Löss-Schicht ab. Das Foto zeigt die helle, gelbe Löss-Auffüllung, die von einer dunklen Verfärbung unterbrochen ist. Die Ausgräber deuten diesen Befund als Spur einer Holzwand. Gut erkennbar sind die scharfen Befundgrenzen zwischen Löss-Auffüllung und der dunklen Erde des älteren Hügels. Sie zeigen, dass die Baugrube für das Steinkammergrab nur wenig größer war als die Grabkammer. Das Grab wurde wahrscheinlich überhügelt, so dass nur der Eingangsbereich sichtbar und zugänglich blieb.